25. SONNTAG IM JAHRESKREIS

21. Sept. 2014

Evangelium nach Matthäus (20,1-16)

Gedanken zum Evangelium

Wie in jedem Gottesdienst wollen wir auch in diesem gemeinsam auf Gott zugehen, uns ihm zuwenden, unseren Glauben an ihn aussprechen durch Gebete, Lieder, Gesten und Haltungen. Aber an welchen Gott wenden wir uns? Welche Vorstellungen haben wir von ihm? Wer ist Gott für uns? Ist und bleibt Gott nicht rätselhaft, geheimnisvoll? Er übersteigt unsere Vorstellungen, er ist immer anders, denkt anders, handelt anders als wir es tun würden. Das macht Jesus uns durch das heutige Evangelium klar.

Jesus sagt: „Mit dem Reich Gottes, mit der neuen Welt Gottes, ist es wie ....“ und dann folgt seine Erzählung über einen Weinbauern, der allen - egal wie viele Stunden sie gearbeitet haben - den gleichen Lohn ausbezahlt. Jesus geht es also um das Reich Gottes. Mit diesem Weinbauern ist Gott gemeint. Mit diesem Gleichnis macht Jesus nicht Vorschriften, wie wir’s mit unserer irdischen Lohnpolitik halten sollen. Er will sagen, wie Gott ist, wie er zu uns steht. Gott ist anders! Im Reich Gottes, dort wo Gott also „regiert“, gelten andere Regeln als in unserer Gesellschaft, wo jeder nur nach seiner Leistung beurteilt und belohnt wird.

Jesus richtet sich hier gegen die Pharisäer, die glaubten (und auch gegen alle, die das auch heute noch glauben): Wenn ich die Gebote und Gesetze genau erfülle, erhalte ich als selbstverständliche Gegenleistung den gleichwertigen Lohn dafür. Der Himmel muss verdient werden durch strenge Gesetzesbefolgung. Nur wer darin besonders eifrig ist, wer Arbeiter von der ersten Stunde an ist, dem ist der Himmel sicher, der hat ihn sich redlich verdient. Gott will man quasi durch gute Werke und Verdienste erpressen. Aber den Himmel kann man sich nicht verdienen, man bekommt ihn geschenkt. Gott ist anders: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege“, sagt er im Buch des Propheten Jesaja.

Gott braucht viele Mitarbeiter in seinem Weinberg, die sich also in seinem Reich einsetzen. Jede Arbeit, egal wie lange, ist wertvoll und notwendig. Wir alle bekommen den gleichen Lohn, egal wie viel und wie lange wir leben und arbeiten, egal wie alt oder wie jung wir sterben werden: Alle erlangen die letzte, totale Lebenserfüllung in einem Leben mit und bei Gott.

Die einen haben viel geleistet, haben Erfolg gehabt, haben etwas zu Stande gebracht. Aber ist das ihr eigenes Verdienst? Haben sie nicht vielleicht mehr Talente und Fähigkeiten mitbekommen und auch die günstigsten Voraussetzungen dafür, mehr als andere? Ein anderer hat nur ein kurzes Leben, voller Sorgen und Krankheit. Oder einer stirbt schon als Kind. Alle werden den gleichen Lohn bekommen. Es kommt nur darauf an, das zu tun, was wir können, wenn wir uns - jeder nach seinen Möglichkeiten - für Gottes Reich einsetzen. Es geht nicht darum, wie viel wir leisten, sondern um unser Vertrauen zu Gott, um unsere Hingabe an ihn.

Der eine Denar, der am Ende gegeben wird, ist das ewige Leben. Aber es gibt das ewige Leben nur als Ganzes oder gar nicht. Es gibt nicht ein halbes oder ein Viertel ewiges Leben, sowie man einen Denar aufteilen konnte oder gar zwei ewige Leben für die ganz Fleißigen.

Und warum macht Gott uns so ein Versprechen? Weil wir alle, ohne Ausnahme, diesem Gott lieb sind und er uns endgültig und restlos glücklich machen will, unabhängig von unseren Leistungen.

Gott ist anders! Hier wird ein großartiges Gottesbild sichtbar, der großzügige Gott, der über alle kleinliche Gerechtigkeit hinaus ein mitfühlendes Herz hat auch für die Menschen, die in dieser Welt zu kurz gekommen sind und deshalb wenig „Brauchbares“ vor Gott leisten konnten. Die Botschaft vom guten, menschenfreundlichen Gott, der jedem Menschen seine Chance gibt, der nicht kleinlich rechnet, niemanden abschreibt! Er hat für jeden einen Platz und für jeden einen Lohn.

Vor Gott gilt jeder gleich, egal ob er schon lange dabei ist oder gerade erst anfängt. Eifersüchteleien verletzen die Liebe; sie sind Ausdruck eines kleinlichen Denkens. Gott ist anders. Gott sei Dank!

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